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Wegmarken europäischer Geschichte in ostasiatischer Perspektive

Pressemitteilung Nr. 125/2016
14. September 2016
Internationales Forschungsprojekt wird durch die europäische Förderinitiative HERA unterstützt

Wegmarken europäischer Geschichte wie die Geburtsstunde der Philosophie im antiken Griechenland oder die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert sind auch in Ostasien präsent. Wie sie dort interpretiert und in welche Beziehung sie zur ostasiatischen Geschichte gesetzt werden, steht im Mittelpunkt eines neuen europäischen Forschungsvorhabens. Geleitet wird es von dem Sinologen Prof. Dr. Joachim Kurtz vom Exzellenzcluster „Asien und Europa im globalen Kontext“ der Universität Heidelberg. Das Projekt „East Asian Uses of the European Past: Tracing Braided Chronotypes“, an dem Wissenschaftler aus vier Ländern beteiligt sind, wird mit insgesamt rund 1,2 Millionen Euro durch die europäische Förderinitiative HERA unterstützt. Davon sind rund 400.000 Euro für die Heidelberger Forschungen vorgesehen. Die Förderung erfolgt über einen Zeitraum von drei Jahren.

„Wir werden die These untersuchen, dass die europäische Vergangenheit kein alleiniges Eigentum Europas ist. Historische Momente, die zu symbolträchtigen Wegmarken oder Meilensteinen wurden, haben erst durch globale Zirkulation ihre besondere Bedeutung erhalten. Ihre andauernde Relevanz ist das Ergebnis wechselseitiger Austauschprozesse zwischen Europa und Asien“, erläutert Prof. Kurtz. Im Rahmen des HERA-Projektes wollen die Wissenschaftler nachvollziehen, wie durch intellektuelle Verflechtungen geteilte Vorstellungen von Geschichtlichkeit entstanden. „Um dieser Fragestellung nachzugehen, werden wir vier unterschiedliche ,Chronotypen‘, also Deutungsmuster zur Zeitlichkeit geschichtlicher Ereignisse, analysieren“, betont der Heidelberger Sinologe. Dazu gehören „Erwachen und Wiedergeburt“, „Wiederholung und Wiederkehr“, „Niedergang und Verfall“ sowie „Zeitlosigkeit und Beständigkeit“. Die Forscherteams untersuchen dabei auch, wie außereuropäische Geschichtsinterpretationen auf historische Bewertungen und das Selbstverständnis der Europäer zurückwirken.

Die Heidelberger Arbeitsgruppe wird sich insbesondere mit der Frage beschäftigen, welche Rolle die Renaissance und die Reformation im Kontext nationaler Erweckungsbewegungen in Ostasien spielten. „In China wie Japan identifizierten Reformer um die Wende zum 20. Jahrhundert in der Entwicklung ihrer Gesellschaften substantielle Parallelen zu diesen beiden ,europäischen’ Momenten, um damit ihren Ruf nach Veränderungen zu legitimieren“, so Joachim Kurtz. Wie der Sinologe erläutert, wurde bereits in den 1930er Jahren in der Wissenschaft die Forderung laut, nicht nur von einer einzigen europäischen Renaissance, sondern von einer Vielzahl von Renaissancen zu sprechen, die in verschiedenen Kulturen ihren je eigenen Ausdruck fanden. Dem internationalen Forschungsteam unter Leitung von Prof. Kurtz gehören außerdem Wissenschaftlerteams der Universität Zürich (Schweiz), der Freien Universität Madrid (Spanien) sowie der London School of Economics and Political Science (Großbritannien) an.

In der Förderinitiative „Humanities in the European Research Area“ – kurz HERA – haben sich 23 europäische Forschungsförderorganisationen zusammengeschlossen, zu denen auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gehört. Mit HERA verfolgen sie das Ziel, die Geisteswissenschaften im europäischen Forschungsraum zu stärken. Im Rahmen der Ausschreibung „Uses of the Past“ wurden Projekte ausgewählt, die sich damit auseinandersetzen, welchen Einfluss die Vergangenheit auf die Gestaltung von Gegenwart und Zukunft besitzt. Dabei geht es auch um die Frage, welche Rolle Individuen, Institutionen oder Gesellschaften dieser „Nutzung“ der Vergangenheit zumessen. „East Asian Uses of the European Past“ ist eines von 18 Verbundvorhaben, das aus über 600 Bewerbungen ausgewählt wurde. Die Forschungsarbeiten haben zum 1. September 2016 begonnen.

 

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 14.09.2016
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